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2020 ist Kanada Ehrengastland auf der Frankfurter Buchmesse.
Die Vorbereitungen dafür laufen. Es gibt Förderprogramme für Übersetzungs-, Produktions- und Bewerbungskosten, es gibt Fellowships und Informationsmaterial und auch in diesem Jahr sind Verlegerinnen und Verleger aus Kanada wieder auf der Frankfurter Buchmesse.
Im Juli war eine Gruppe von 25 Verlegern und Literaturagenten aus Kanada eine Woche in Deutschland unterwegs und ich habe sie begleitet.
Los ging es in München, einer Stadt mit hoher Verlagsdichte, vielen Parks und kulturellen Institutionen. Nach einem ersten Kennenlernen im Biergarten bei herrlichem Wetter startete die Woche mit informativen Vorträgen im Literaturhaus München.
Die Teilnehmer bekamen Informationen über die Kulturszene Münchens, die Frankfurter Buchmesse und dem Ehrengastprogramm sowie dem deutschen Buchmarkt. Nach all dem Input und mit dem Jetlag in den Knochen, die eine Reise über den Atlantik mit sich bringt, tat es gut, sich ein wenig die Beine zu vertreten und die Location zu wechseln. Ein Teil der Gruppe wurde in der Internationalen Jugendbibliothek erwartet, der andere Teil in der unabhängigen Buchhandlung Lehmkuhl, wo das eine oder andere Buch aus Kanada die Bücherregale zierte.
Am nächsten Tag kamen zur Gruppe aus Kanada zahlreiche Verleger aus der Umgebung ins Literaturhaus München und der Spieß wurde umgedreht. Nun stand der kanadische Buchmarkt mit Titeln in englischer und französischer Sprache im Fokus und es wurde das erste von zwei Speeddatings eingeläutet. In der dritten Etage, in der der Bär von Thomas Mann wacht und an Kanadas Fauna erinnert, lernten Kanadier und Deutsche sich kennen, tauschten sich aus und womöglich bahnte sich der eine oder andere Bücherdeal an. Mit einem Regenbogen wünschte uns die Stadt alles Gute für die weitere Reise.
Am nächsten Morgen ließen wir früh die engen Straßen der bayerischen Landeshauptstadt mit dem Bus Richtung Berlin hinter uns.
Auf der Autobahn wechselten die Landschaften. In Leipzig legten wir einen Zwischenstopp ein, um mehr über die dortige Buchmesse zu erfahren. Der Vortrag von Messedirektor Oliver Zille und die anschließende Besichtigung der leeren und aufgewärmten Glashalle, die Jahr für Jahr im März von Buchmachern und Buchfreunden gern besucht wird, kam einem wie ein Traum vor. Ein akrobatisch aufgenommenes Gruppenfoto hielt diese kurze Passage in der Stadt des Buchs und der Musik fest.
Über Steglitz-Zehlendorf fuhren wir in Berlin rein und hielten am idyllischen am Wannsee gelegenen LCB, wo wir herzlich begrüßt wurden. Der Übersetzer Frank Heibert hatte im April die Buchmesse in Québec (Stadt), Kanada, besucht und gewährte in einem gehaltvollen und amüsanten Vortrag Einblicke in seine Erfahrungen mit der Buchvermittlung. Er gab Anregungen, die beim zweiten Speeddating am folgenden Tag in der Botschaft von Kanada berücksichtigt werden konnten. Viele Interessierte aus der Umgebung kamen in die Botschaft, um die Kanadier zu treffen. Botschafter Stéphane Dion begrüßte sie, anschließend gab es einführende Vorträge und dann wurde sich rege bis zum Ablauf der letzten Speeddating-Runde ausgetauscht.
Am letzten Tag der Reise mit zahlreichen Eindrücken, neuen und vertieften Kontakten gab es noch einen Besuch beim Verlag Suhrkamp und eine Führung durch das Kulturkaufhaus Dussmann. Dann traten die Teilnehmer die Heimreise in verschiedene Städte Kanadas an. Im Oktober werden einige von ihnen wieder nach Frankfurt kommen. Ich bin gespannt, welche Bücher sie dann im Gepäck haben und welche Titel bis dahin vielleicht schon auf dem deutschen Markt erschienen sind.
On se voit là-bas! We will see us there! Bis bald!
Text und Bilder von Jennifer Dummer